Eheleite und Handfasting
Eine Eheleite („in die Ehe geleiten„) ist die alte Art, Hochzeit zu halten. Bei einer solchen Eheleite werden jedoch nicht nur die beiden Brautleute, sondern auch zwei Familien/ Sippen zusammengebunden (Handfasting). Es entsteht ein neuer Klan, weshalb die Zustimmung aller an der Hochzeit beteiligten Familienangehörigen eine wichtige Angelegenheit ist. Neben der körperlichen Verbundenheit der Eheleute wird also ein gesteigerter Wert auf das Zusammengehörigkeitsgefühl zweier Familien gelegt, die zukünftig eine einzige Familie sind.
Wer sich weitergehend für eine spirituelle Eheschließung entscheidet, der vereinbart mit seinem Gefährten/ Gefährtin, daß zusätzlich zur körperlichen Verbundenheit auch der ewige und kraftvolle Bund der seelischen Zusammengehörigkeit dokumentiert und eingegangen werden soll. Das geschieht nach alter Tradition unserer heidnischen Vorfahren innerhalb einer magischen Weihehochzeit. Nur auf diese Weise wird eine tatsächliche Bindung beider Eheleute erreicht, die auf Wunsch auch über den körperlichen Tod hinausgehen kann. Dadurch erhält das Brautpaar die Chance, sich auch im nächsten Leben zu verbinden, um die Gefährtenschaft fortzusetzen.
Um eine solche Bindung zu erreichen, wird ein besonderes Band (Hochzeitsband, Handfasting) speziell für die Brautleute angefertigt und den natürlichen Elementen geweiht. So wie Wind, Sonne, Wasser und Erde zusammenhalten und zusammenarbeiten müssen, um Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen, so schweißt auch das gewebte Hochzeitsband fortan die Brautleute für alle Zeiten zusammen. Das Zusammenbinden symbolisiert das harmonische Miteinander, als ob man zwei Teile zusammenschraubt, die nun gemeinsam, als ein einziges Teil funktionieren wollen.
Es gibt heute in Deutschland keine gesetzliche Regelung, wer ein solches Handfasting durchführen darf. Im Grunde könnte es jeder machen. Jedoch wird sich ein Brautpaar nicht irgendwen aussuchen, sondern eine ganz persönliche Entscheidung treffen. Vor der Christianisierung waren es die Sippenoberhäupter, der jeweilige Lehnsherr, natürlich auch die örtlichen Priesterinnen bzw. in späterer Zeit dann männliche Druiden und Schamanen. Aber auch der Schmied konnte jemanden „zusammenschmieden“, die Weberin oder die Korbflechterin jemanden zusammenbinden oder zusammenflechten. Das Brautpaar traf hier eine ganz persönliche Entscheidung, wer das Handfastingvollziehen sollte.
Hochzeit
Die Ehe hat in der germanischen Tradition eine völlig andere Bedeutung als im Christentum und in der heute gängigen Vorstellung. Unsere Vorfahren sahen sie weniger als private Zweierbeziehung, denn als Verbindung zweier Sippe“, die beide stärken und in gemeinsamen Nachkommen ihren Fortbestand sichern und ihr Heil und ihre Ehre mehren soll. Im Hinblick darauf wurden Ehen auch oft arrangiert, dabei konnte aber keine Frau gezwungen werden, einen Mann zu heiraten, den sie nicht wollte. Waren umgekehrt die Eltern mit der Wahl ihrer Tochter nicht einverstanden, konnte sie Tatsachen schaffen, indem sie sich „rauben“ ließ. Um die Ehre zu wahren, musste die Ehe dann nach Zahlung einer Buße anerkannt werden. Daraus entstanden der Brauch des „Brautlaufs“ und der Brautpreis.
Der Begriff Ehe selbst ist völlig nüchtern: Er kommt von êwa, dem Vertrag auf gegenseitige Treue, den wir schon vom Verhältnis zwischen Göttern und Menschen kennen. Im zwischenmenschlichen Leben ist êwa ein klarer Rechtsbegriff zwischen gleichwertigen Partnern. Die Ehefrau wechselt nach germanischen Recht nicht in die Sippe des Mannes, sie wird nicht „ein Fleisch“ mit ihm wie im Christentum, sondern bleibt Mitglied ihrer Herkunftssippe und ist ihm nicht durch unbedingte Sippentreue verpflichtet, sondern durch Vertragstreue, die nur gilt, solange beide ihre Pflichten einhalten. Behandelte ein Mann seine Frau ungerecht, konnte ihn ihr Zorn mit voller Härte treffen. Scheidungen nach dem Willen der Frau waren dabei noch die sanfteste Möglichkeit.
Die germanische Ehe wird daher zum Unterschied von der christlichen nicht „im Himmel“ geschlossen und ist auch nicht unauflöslich. Nicht die Götter verbinden die Eheleute, sondern sie selbst binden sich aneinander durch ihr Treugelöbnis und schaffen damit einen Vertrag, den sie in eigener Verantwortung abschließen und auch selbst wieder lösen können. Voraussetzung eines solchen Vertrages ist das Gleichgewicht der Partner. Damit er gültig sein kann, müssen beide seine Erfüllung mit gleichem Recht einfordern können. Gerade die Nüchternheit des germanischen Eheverständnisses garantierte den Frauen Rechte, die sie unter der christlichen Mystiüzierung der Ehe als „Sakrament“ nicht hatten.
Was das innere Wesen der germanischen Ehe ausmacht, zeigt der Satz, den Bergthora in der Njálssaga spricht:
‚Jung wurde ich Njäl gegeben, das habe ich ihm versprochen: Ein Schicksal soll uns beide treffen.“
Es geht nicht nur um eheliche Treue im üblichen Sinn, sondern um eine echte Schicksalsgemeinschaft. Als solche ist die Ehe heilig.
Diese Heiligkeit liegt aber in ihrer Bedeutung für das Heil der Partner und ihrer Sippen und ist nicht das Ergebnis einer religiösen Zeremonie. Allein wegen ihrer Wichtigkeit wird bei der Heirat ein Blót gehalten. Man spricht das Treuegelöbnis nicht nur vor Verwandten und Freunden, sondern auch vor den Göttern und Ahnen als Zeugen, tauscht nicht nur untereinander Geschenke aus, sondern gibt auch ein Opfer und ruft die Götter und Ahnen um ihren Segen und um Fruchtbarkeit an.
Die zentralen Elemente einer Hochzeitsfeier sind daher das Ehegelöbnis, die Anrufung der Götter und Ahnen, das Blót (Bluostrar) und als eine der wenigen rituellen Einzelheiten, die gut überliefert sind die Weihe der Braut mit dem Hammer Thors. Wesentlich, aber nicht mehr direkt Teil des Rituals, ist auch der Austausch von Geschenken, der traditionell jede Verbindung und jeden Vertrag festigt. Nach germanischem Recht wird die Ehe nicht durch den „Vollzug“ in der Hochzeitsnacht gültig, sondern erst, wenn die Braut das Geschenk, das ihr der Mann am Morgen danach gibt, die Morgengabe, angenommen hat.
Darüber hinaus gibt es eine Vielfalt von Hochzeitsbräuchen, die man mit dem Ritual verbinden kann: altüberlieferte wie der Brautlauf, eine gespielte Entführung mit einer symbolischen Buße in Form eines Umtrunks, die Reichung von Brot und Salz und der gemeinsame Brauttrunk, oder neuere, die in der jeweiligen regionalen Tradition stehen oder auch erst in jüngster Zeit von heidnischen Gruppen entwickelt wurden, etwa die Übergabe eines Eheleuchters, dessen Kerzen Mann, Frau und Kinder symbolisieren, das Flechten eines Hochzeitskranzes, durch den hindurch sich das Paar küsst, das Lösen mit dem Schwert, wodurch es frei in einen neuen Lebensabschnitt gehen soll, und vieles mehr. Jedes Paar sollte das Fest so gestalten, wie es ihm am besten gefällt.
Von den Göttern kann man alle anrufen, die für die Brautleute und ihre Sippen besonders wichtig sind, vor allem aber diejenigen, die eng mit der Ehe, ihrem Schutz und ihrer Fruchtbarkeit verbunden sind, also Frigg, Sif, Thor, Freyr und Freyja. Es gibt auch eine eigene Göttin, Vár, die Für Schutz und Gelingen der Ehe sorgt und bei Hochzeitsriten angerufen wird. Allvater Odin und Erdmutter Jörd werden als Urbilder von Vater-und Mutterschaft angerufen und die Ahnen als Schutzgeister ihrer Sippen, die über ihren Fortbestand wachen, denn die Hochzeit verbindet nicht nur die Lebenden: Auch die toten Ahnen werden in den gemeinsamen Nachkommen vereint sein.
Auszug aus dem Buch: Das heilige Fest
Am 9. Juni 2019 war unser besonderer Tag!
Ich wurde mit einem falschen Vorwand von den beiden Schildmaiden Sabine und Ramona aus dem Lager gelockt, um unter uns Mädels über den Markt zu ziehen und zu shoppen..
Als wir dann endlich zurück schlenderten, sah ich bereits von weitem, dass sich einige Leute vor unserem Lagerplatz versammelten. Darunter sogar die von weitem sichtbaren Männer der Security, einige Markt-Besucher und natürlich alle anderen aus unserem Lager mitsamt Kindern.
Als wir näher kamen, sah ich dann auch schon Daniel, einen Druiden von den Trollwölfen, die wir seit dem Markt in Feuchtwangen kannten! In diesem Moment wurde mir klar: es wurde in meiner Abwesenheit vom Druiden alles vorbereitet für eine Eheleite mit Sven, der ebenfalls mit einem kleinen schelmischen Grinsen dort stand und auf mich warete.
Der Boden wurde geweiht, es wurde abgesperrt durch andere aus unserem Lager, keiner durfte diesen Boden mehr betreten.
Dann wurde ich zusammen mit den beiden Schildmaiden geweiht, die mich kurz zuvor rechts und links nahmen und in diesen geweihten Kreis führten. Sven folgte darauf ebenso in diesen Kreis.
Im Norden stand Habel, im Osten stand Falk, im Süden stand Ben und im Westen sein Vater Uli – ich hatte Gänsehaut und wusste gar nicht, wie mir geschieht!
Keiner durfte nun rein oder heraus aus diesem Kreis und Sven nahm meine Hände in Seine.. Die Zeremonie begann und ich konnte gar nicht fassen, wie glücklich ich in dieser Situation war!
Wir danken vor allem unserem Druiden Daniel für die schöne Zeremonie mitten auf dem Limesmarkt, allen Anwesenden für die Glückwünsche und guten Gaben, den Göttern für die schöne Zeit unter (neuen) Freunden.