Rituale für die Sommersonnenwende – Mittsommer
In der Mitte des Jahres – am 21. Juni – ist die Zeit für den Mittsommer gekommen. Dieses Jahreskreisfest ist auch unter dem Namen Sommersonnenwende bekannt und hat eine uralte Tradition. Jetzt hat das Licht die Finsternis endgültig besiegt. Zu keinem Zeitpunkt des Jahres strahlt die Sonne länger, als an diesem Tag. Die Nacht ist so kurz, dass sie wie im Fluge vergeht. Erst recht, wenn sie ekstatisch gefeiert wird.
Alles kommt nun ans Licht. Die Wesen der Natur wachsen und gedeihen. Alles entblättert und erhebt sich. Die Sonne hat ihren großen Moment, ehe sie kurz darauf wieder mehr und mehr weichen muss. Es ist ein großer Tag, gefolgt von einer frenetischen Nacht.
Mittsommer bei den Kelten?
Mittsommer ist das Pendant zur Wintersonnenwende, welche die rauhen Nächte bringt. Es ist die Zeit, in welcher die nordischen Götter einen ihrer Lieben verloren. Baldur, der Sohn Odins, starb durch seinen Bruder Hödr, von einer Mistel durchbohrt. Oft tauchen im Zusammenhang mit diesen Geschichten Parallelen zu keltischen Göttern wie Cernunnos oder auch Lugh auf. Die Geschichten werden ausgeschmückt und tönen auch wirklich zauberhaft. Nur leider ist aus historischer Sicht kein Fest zur Sonnenwende bei den Kelten nachweisbar. Manche mögen einwenden, dass in Stonehenge die Sonnenwenden sehr wohl eine tragende Rolle spiel(t)en, aber auch diese sind nicht den Kelten zuzuordnen. Sie sind mindestens 1000 Jahre älter als die Kelten selbst.
Das jedoch nur am Rande. Hier und jetzt kommt es darauf an, was wir aus diesem zauberhaften Jahreskreisfest machen. Vom Charakter her gehört dieses Fest zu jenen, welche in Gemeinschaft verbracht werden. Bist du aber ein einsamer Wolf, ein stilles Kind der Nacht, ein Einzelgänger und Schattenwesen, so kannst du natürlich trotzdem ein erfüllendes Mittsommerfest erleben.
Die Feuer brennen
Was wäre eine Sonnenwende ohne Feuer? Man munkelt, dass vor der Zeit des Christentums die Menschen nackt um das Feuer tanzten. Es heißt, nichts als ein Gürtel aus Sonnenwendkräutern trugen sie, die Frauen zudem auch einen Kranz im offenen Haar. Es ist üblich über die Feuer zu springen. Dieser uralte Brauch reinigt. Er trennt das Vergangene der ersten Jahreshälfte von der nun kommenden Zeit. Kräuter wie der Beifuss werden dabei in das Feuer geworfen.
Wagemutige springen über das Feuer. Verliebte fassen sich dabei an den Händen, um ihre Zweisamkeit zu kräftigen. Es heißt, würden die Menschen recht hoch über das Feuer springen, so wird das Getreide auf den Felder besonders hoch hinaus wachsen. Bitte seid jedoch Vorsicht und geht keine unnötigen Risiken ein.
Nimmst du einen Scheit aus dem Feuer mit in das eigene Heim, so wird es dich vor Unheil bewahren.
An dieser Stelle der Hinweis: Achtet auf mögliche Tiere im Holzstapel. Idealerweise das Holz erst kurz vor dem Entzünden aufschichten.
Ein Feuer für dich allein
Bist du nicht gerne in Gesellschaft oder es mangelt dir einfach an Weggefährten, so kannst du auch für dich allein ein Feuer entfachen. Begib dich achtsam in die Natur, sinniere über deine Lebenszeit, atme und lebe die Natur. Sammle unterwegs kleine Äste Totholz auf. Bündle diese. Suche dir einen feuerfesten Platz. Ich nutze dafür gerne die Isarauen mit ihrem Schottergestein. Entfache dein Feuer und lasse die Kraft von Glut und Flammen auf dich wirken.
Kräuter sammeln & Kränze binden
Damit kommen wir zugleich zu einem weiteren Brauch der Mittsommernacht, das Binden der Kränze. Am Tag der Sonnenwende sammeln die Frauen Sonnenwendkräuter, wie Beifuss, Gundelrebe, Eisenkraut, Arnika, Kamille, Bärlapp, Schafgabe, Blutwurz, Königskerzen und natürlich auch das Johanniskraut. Auch Holler wurde gesammelt, aber eher um daraus schmackhafte Gerichte zu zaubern, weniger um es am Körper zu tragen.
Es heißt die Kräuter tragen zur Sonnenwende enorme Kräfte in sich. Du kannst die Kräuter trocknen und den Winter über verwenden. Halte den gesammelten Kräuterstrauß am Abend in die Nähe des Feuers, aber achte darauf, dass die Kräuter nicht angesengt werden. So kannst du die heilsamen Kräuter mit dem Element des Feuers und der Energie der Nacht laden.
Ein paar Kräuter kannst du direkt zu Mittsommer verwenden. Wie wäre es, wenn du dir für diese besondere Nacht einen Kranz bindest? Du kannst auch Blumen und Blüten auf den Wiesen pflücken und diese mit einbinden.
Leckeres mit Holler zaubern
Findest du schmackhafte Hollerblüten in der Natur, so sammle einige von ihnen. Du kannst damit wundervolle Gerichte zaubern.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Holunderlimonade. Mische ein Pfund Zucker mit 500ml Wasser und einem Teelöffel Zitronensäure. Koche das Ganze auf. Lege die Hollerblüten mit dem gekochten Wasser ein, idealerweise lässt du es zwei Tage ziehen. (Du musst also für dieses Rezept etwas früher sammeln gehen.) Nach circa 48 Stunden kannst du den Holler abseihen und deine Limonade genießen. Gieße den Sirup je nach Geschmack mit Wasser auf.
Noch einfacher geht es, wenn du die Dolden einfach mit Wasser übergießt, ein paar Zitronenscheiben hinzufügst und das Getränk nach Belieben mit etwas Honig süßt. Lasse das Ganze mindestens 24 Stunden ziehen, eher du die Kräuter abseihst.
Segen & Dank zu Mittsommer
„Ich danke der Kraft der Elemente. Dank auch dem Wasser, welches alles fließen lässt. Ich danke der Erde, welche mich trägt. Ich danke der Luft, welche mir Atem schenkt und vor allem danke ich an diesem Tage dem Feuer, dessen Kraft mich durch das Leben trägt.“
Den Göttern, Wesen, Elementen und Devas zu danken, sollte an keinem der Jahreskreisfeste vergessen werden. Finde deinen eigenen Dankesspruch für eine Ehrung. Es ist auch Brauch an diesem Tage das Glas auf Baldur zu erheben und seiner zu gedenken.
Gerne kannst du den Göttern und dem kleinen Volk Gaben bereit stellen. Vielleicht möchten auch sie von deinem Hollersirup naschen?
Das kleine Volk und die Unterirdischen
Im Sommer und vor allem in der Sonnenwendnacht zeigen sich dem ein oder anderen Menschen die kleinen Wesen. Es heißt in alten Sagen, dass sich in der Nacht der Mittsommerfeuer die Berge öffnen. So auch die Sage vom Köterberg.
In dessen Inneren lagern unglaubliche Schätze. Ein Schäfer, der bei seiner Herde stand, ward von einer Jungfrau besucht. Sie gab ihm eine Springwurzel und bedeutete dem armen Mann ihr zu folgen. Der Schäfer ließ seine Tiere im Stich und folgte. Im Inneren traf er auf zwei weitere Jungfrauen am Spinnrad. Zudem war der Schäfer umringt mit Schätzen aus Gold und Edelsteinen. „Nimm soviel du magst, aber vergiss das Wertvollste nicht.“, sprachen die Schwestern. Der Schäfer nahm, was er tragen konnte. Das Beste aber vergass er dennoch, die Springwurzel. So kam es, dass der Berg sich just in dem Moment verschloss, als der Schäfer in das Freie trat. Er konnte das Innere nie wieder betreten.
In der Sage ist auch von einem gefesselten Satan bei den Schwestern die Rede, der wohl später hinzu gedichtet wurde. Mich würde es nicht wundern, wenn die Sage von den drei Nornen sprach.
Sei also achtsam, wenn du durch die Landen ziehst, ob du nicht hier oder dort das kleine Volk erblicken kannst.
Räucherungen & Orakel
Räucherungen bereichern jegliche rituelle Handlungen. Bedenke, dass die Kräuter getrocknet sein müssen, ehe du sie auf die Glut legst. Ein schöner Brauch ist es, auf Sonnenwendkräuter aus dem letzten Jahr zurückzugreifen. Hast du keine gesammelt oder alle verbraucht, so kannst du ja dieses Jahr mit der Tradition beginnen. So kann sich ein Kreis schließen und zum Abschluss kommen.
Räuchermischung für Mittsommer:
- Johanniskraut
- Königskerze
- Arnika
- etwas Beifuss
Gerne kannst du der Mischung ein wenig Harz beimengen.
Räucherst du, so kannst du die Energien auch gleich für einen Blick in die Zukunft nutzen. Welche Methode du wählst, sei dir überlassen. Manchmal erwacht der Vollmond zur Sonnenwende, dann würde ich in jedem Fall mit Mondwasser arbeiten. Zu meinem Bedauern wird dies aber erst wieder 2062 der Fall sein. Greife also auf deine Runen oder Tarotkarten zurück. Du liest lieber im Kaffeessatz? Auch das ist kein Problem! Wähle, was immer bereit ist, dir einen Blick in die Zukunft zu schenken.
Haselzweige aufstellen
Es ist zu Mittsommer üblich, die Kräfte des Haselstrauches zu nutzen. Zu diesem Zwecke wurde Äste der Hasel gebündelt und im Hof aufgestellt. Die Bündel sollten böse Geister, aber auch schwere Unwetter, welche die Ernte zerstören könnten, fernhalten.
Solltest du auf diesen alten Brauch zurückgreifen wollen, so achte bitte darauf nur ein paar wenige Zweige zu schneiden. Bist du dir unsicher ob du dem Strauch Schaden zufügst, so verzichte bitte auf diesen Brauch. Dem Strauche die Lebenskraft zu rauben schadet deinen Energien und auch das Bündel könnte daran nichts mehr ändern.
Weihung & Reinigung von magischen Gegenständen
In Zeiten des Wechsels, welche durch die Jahreskreisfeste einst markiert wurden, sind die Energien von einem besonderen Zauber. Die Schleier zur Anderswelt flattern federleicht im Wind, so hauchdünn sind sie geworden. Es fällt uns leicht mit anderen Dimensionen in Kontakt zu treten.
In solchen Momenten kannst du deine magischen Gegenstände mit dieser besonderen Energie laden. Reinige dafür die Utensilien, um sie von Energien zu befreien, die ihre Arbeit blockieren. Aber Achtung, wie heißt es doch so schön: Never change a running system. Leisten dir deine magischen Gegenstände hervorragende Dienste, so ist eine Reinigung nicht nötig. Es ist sogar möglich, dass sie im Anschluss weniger gut ihre Arbeit vollbringen. Hat sich aber eine gewisse Schwere eingeschlichen oder sie erweisen dir keine Dienste mehr, so ist eine Reinigung sinnvoll.
Zur Sommersonnenwende empfiehlt sich eine Reinigung mit Beifuss. Magische Gegenstände kannst du in ähnlicher Form entladen, reinigen und aufladen wie Heilsteine.
Wie auch immer du Mittsommer verbringst, ich wünsche dir eine zauberhafte Zeit.